Hasso von Henninges "300 Farbfelder" - Gedanken zur Ausstellung

„300 Farbfelder“ - so der Titel der Ausstellung von Hasso von Henninges – ist eine Serie von Arbeiten, die sich dem Bereich der Konkreten Kunst zuordnen lassen.

Was ist das? Über die Ideen der Konkreten Kunst könnte man lange diskutieren – hier nur ein paar Daten:

Die Gründungs-Aussagen der Konkreten Kunst gehen auf das Jahr 1930 (damals wurde das Manifest der Konkreten Kunst in der Zeitschrift Art concrete veröffentlicht) bzw. auf das Jahr 1948 (der Gründung der Movimento Arte Concreta in Mailand ) zurück.
Vorgänger der Bewegung sind Kandinsky, Mondrian, Malewitsch, wichtige Vertreter sind van Doesburg und im deutschen Raum Max Bill. In der Konkreten Poesie ist der Name Ernst Jandl und – nicht weit von Regensburg in Rehau - der Name Eugen Gomringer weltbekannt.
Gemeinsam ist der Arbeit der Konkreten Künstler der werkstoffnahe, dem verwendeten Medium verpflichtete Ansatz, in dem nämlich definitionsgemäß „ein bildnerisches Element nur sich selbst bedeutet, einfach und visuell kontrollierbar.“

Eine solche Kunst hat also nichts Figuratives, Abbildendes an sich, nichts Narratives, d. h. man kann keine Geschichten aus diesen Werken herauslesen, sie sprechen vielmehr unsere Sinne an und unser ästhetisches Gefühl, ähnlich wie eine liedlose Musik, also eine Musik die nicht der Vertonung eines lyrischen Textes dient.

In der Malerei ist eine solche Kunst Farbe oder Form an sich - genauso wie eine Sypmhonie Klang an sich ist.

Nun zur Ausstellung selbst: Hasso von Henninges spannt in den hier ausgestellten Arbeiten den Farbraum im ursprünglichsten Farbenspektrum auf, das wir aus der Kunstgeschichte der Frühzeit bereits kennen – nämlich im Bereich der Erdfarben.
In seinen Bildern entwickelt sich das Leben zwischen taghellem Weiß und nächtlichem Schwarz auf der Grundlage des im Boden schlummernden Reichtums der Erdfarben mit seiner weiten Skala zwischen den hellen Kreiden und den dunklen Kohleschichten. Und dazwischen aus all den braunen Ton-werten wie Ton, Kaolin, Löß, Sand und so vielen anderen Individualitäten mehr.
Manchmal entsteht in den Bildern auch das pflanzliche Grün oder die blaue Blütenfabe als romantischer Akkord. Ordnendes und rhythmisierendes Element dieser Installation bleiben dabei das Tagweiss und das Nachtschwarz – zwischen diesen beiden Polen kann das Leben sein Spiel beginnen.

Hasso von Henninges, der in Berlin Volkswirtschaft und Philosophie studierte und nach der Promotion zum Dr. der Philosophie der Universität Berlin mehrere Jahre als Sozialwissenschaftler arbeitete und heute in Nürnberg, Berlin und Lanzarote lebt, hat die Liebe zur Natur und den sie tragenden Boden wohl in seinen Genen vererbt bekommen.

Sein Großvater war Landstallmeister im Gestüt Trakehnen in Ostpreussen, bis zum 2. Weltkrieg das grösste und wichtigste Gestüt Deutschlands – zu einer Zeit immerhin, als die Mobilität von Wirtschaft und Militär noch weitgehend vom Pferd abhing. Man muss sich so einen Menschen also vorstellen wie heute den Aufsichtsrat eines großen Automobilkonzerns.
Zur Zeit des ersten Weltkrieges wurden noch 30 % der landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands nur für die Versorgung der Arbeits- und Reitpferde genutzt, dagegen sind die heutigen Rapsfelder eine vernachlässigbare Größe. Dort also hat der Künstler seine Wurzeln.

Ich denke, Hasso von Henninges hat die Achtung vor der Schöpfung und die Liebe zum Boden aus diesen Wurzeln geschöpft.

Wenn man seine Bilder ansieht, merkt man, mit wieviel Sorgfalt und Genauigkeit er dieses Erdmaterial behandelt und wie präzise und liebevoll er es zu veredeln weiss.

Präzision und Sorgfalt sind deshalb auch die Eindrücke, die sich beim Betrachten der Bilder einstellen. Und Erfahrung und Weitblick ermöglichen das Arbeiten in umfangreicher Serie.
So wie ein Züchter stets ein bestimmtes Ideal, einen Typus, bei seiner Arbeit vor Augen hat, so entstehen bei ihm doch lauter Individuen, die als zueinander gehörig erkannt werden und von denen jedes seine unverwechselbaren Eigenheiten hat. Beim Pferd nennt man solche Eigenheiten übrigens Abzeichen.

Die Schönheit dieser Bilder entsteht durch die Freiheit der jedesmal einzigartigen Entfaltung – sie sind so zart und ausdrucksstark wie die einzelnen Takte und die einzelnen Töne einer Symphonie.

Das Gesamtkunstwerk der Installation hier in dieser Galerie ist so anrührend wie ein Konzert oder wie das Bild einer Herde schöner Tiere.

Ich würde mir wünschen, daß jedes dieser Stücke (die Bilder heissen übrigens in guter preussischer Tradition „lange Stücke“) dass jedes dieser Stücke also einen guten Platz bei einem von Ihnen, meine lieben Kunstliebhaber, findet – denn als Individuen müssen sie ihren eigenen Weg gehen und können nicht immer in der Herde bleiben. Ich freue mich aber auch, wenn die ganze Herde gemeinsam einen neuen Platz bekommt. (Ausschnitt aus der Ansprache zur Ausstellungseröffnung am 9.9. 2011)


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